Knutwils Mitte soll wieder leben

Wie in vielen Gemeinden des Mittellandes hat der Dorfkern von Knutwil seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Funktion verloren. Ein nachhaltiges und umfassendes Neubauprojekt soll wieder Leben in die Dorfmitte bringen. Dazu fand ein Wettbewerb statt.

Knutwil ist eine typische Luzerner Landgemeinde. Im Herzen der Schweiz, drei Kilometer vom Regionalzentrum Sursee entfernt, leben in den zwei Dorfteilen Knutwil (Chnutu) und St. Erhard (Teret) sowie sechs dazugehörenden Weilern rund 2300 Einwohner:innen. In Knutwil gibt es ein klar erkennbares Ortszentrum – das im Unterschied zu vielen anderen Luzerner Mittelland-Gemeinden. Einst waren die Bauten um das Strassenkreuz Herzstück des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Längst hat der Dorfkern diese Funktion verloren.

Im Rahmen einer zukunftsgerichteten Dorfkernentwicklung will die Gemeinde das Zentrum sowie die Bauten und Aussenräume auf den angrenzenden Parzellen wieder zu ihrem klar erkennbaren Mittelpunkt machen. Dazu soll die alte Funktion des Kerns neu interpretiert werden. Hierzu fand ein Projektwettbewerb statt. Fünf Architekturbüros wurden dazu eingeladen. Im November 2022 kürte die Jury das Siegerprojekt.

Aufgabestellung

Zukunft des Ortskerns aufzeigen und gestalten

Der Aufgabenkatalog an die Gestalterinnen und Gestalter war reichhaltig. Neben der architektonischen Qualität musste ihr Projekt ortsbaulich überzeugen. Wichtig waren ferner die Aspekte Identitätsbildung und Zentrumsqualität.

Hauptaufgabe der eingeladenen Architekturbüros war es aufzuzeigen, wie sie die Dorfkernentwicklung von Knutwil vorantreiben möchten. Das Resultat des Wettbewerbs sollte drei Zwecke umfassen:

  • Es bildet Grundlage für den Ersatz des heutigen Bebauungsplans über das Gebiet des Dorfzentrums.
  • Es dient als Grundlage für die Parzellen 72 und 656, damit die heutigen Eigentümer einen Investor für die Realisierung finden.
  • Die präsentierte Lösung soll einen Detailierungsgrad aufweisen, der als Basis für die Projektplanung verwendet werden kann.

Neben diesen Kernaufgaben galten für den Projektwettbewerb folgende Beurteilungskriterien:

  • Qualität des ortsbaulichen und freiräumlichen Gesamtkonzepts
  • Qualität, Effizienz, Modularität und Etappierbarkeit der Nutzungsanordnung
  • Identitätsbildung und Zentrumsqualität
  • Architektonische Qualität der Gebäude
  • Gestalterische und funktionale Qualität der Freiräume sowie die Übergänge zum Strassenraum
  • Nachhaltigkeit und Innovation der Konstruktion und Materialisierung
  • Wirtschaftlichkeit
  • Erschliessung und Parkierung (aller Verkehrsteilnehmenden)

Verfahren

Fünf Architekturbüros, zwei Jurierungsstufen

Initiiert haben den Projektwettbewerb die Gemeinde Knutwil sowie die AA+RSF AG. Beiden gehören Immobilien im Ortskern. Zum Verfahren eingeladen waren fünf Architekturbüros aus dem Kanton Luzern. Die Jurierung fand in zwei Stufen statt.

Gemeinsam wollen sie Leben ins Zentrum zurückbringen: veranlasst haben den Projektwettbewerb die Gemeinde Knutwil und die AA+RSF AG – beide sind Eigentümerinnen von Parzellen im Ortskern. Die AA+RSF AG aus Sursee setzt sich für hochwertige Projekte aus der Region für die Region ein.

Zum Verfahren wurden fünf Architektenbüros aus dem Kanton Luzern eingeladen. Die Veranstalterinnen erwarteten einen Konzeptvorschlag, der hohe architektonische Qualitäten im ortbaulichen Kontext aufzeigt sowie wirtschaftliche, betriebliche und funktionale Anforderungen erfüllt. Das Verfahren unterstand nicht dem öffentlichen Beschaffungswesen, da der Gemeindeanteil weniger als 50 Prozent beträgt.

Der Projektwettbewerb für die Dorfentwicklung basierte auf einem Verfahren auf Einladung – diese richtete sich an folgende Architekturbüros:

  • A6 Architekten AG, Buttisholz
  • hummbrukhart architekten gmbh, Luzern
  • Jäger Egli Architekten AG, Emmenbrücke
  • Lengacher Emmenegger Partner AG, Luzern
  • ro.ma. roeoesli & maeder gmbh, luzern

Im Mai 2022 fand die erste Stufe der Jurierung statt. Nach dem zweiten Jurytag entschied sich das Preisgericht für eine Bereinigungsstufe. Diese dauerte vom Juli bis November 2022 und wurde separat entschädigt. Im November 2022 fällte das Preisgericht seinen Entscheid.

Jurierung

Breit aufgestelltes Preisgericht entschiedet

Die qualitativen Anforderungen an die Wettbewerbsteilnehmenden waren hoch. Für die adäquate Beurteilung der eingereichten Projekte war ein breit abgestütztes Preisgericht zuständig, diesem gehörten verschiedene Fachleute an.

Knutwils Dorfkern soll sich qualitativ hochwertig und nachhaltig weiterentwickeln. Entsprechend wichtig war, dass bei der Erarbeitung der Projekte viel Fachkompetenz vorhanden war – und bei der anschliessenden Beurteilung ebenso. Das Preisgericht war breit abgestützt und setzte sich aus den folgenden Personen zusammen:

Sachpreisgericht mit Stimmrecht

  • Priska Galliker, Gemeindepräsidentin Knutwil
  • Peter Boog, Gemeinderat Knutwil
  • Toni Bussmann, Verwaltungsrat AA+RSF AG
  • Markus Obrist, Verwaltungsrat AA+RSF AG

Fachpreisgericht mit Stimmrecht

  • Karin Jaggi, dipl. Architektin ETH/SIA, Zürich (Vorsitz)
  • Franz Bucher-Suanzes, dipl. Architekt ETH/BS/SIA, Luzern
  • Ivo Lütolf, dipl. Architekt HTL/BSA/SIA, Luzern
  • Karin Meissle, Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin, TU/BSLA/SIA, Cham

Expert:innen und Berater:innen ohne Stimmrecht

  • Hanspeter Rinert, Projektleiter Dorfkernentwicklung Gemeinde Knutwil
  • Markus Casutt, Denkmalpflege Kanton Luzern
  • Jürg Inderbitzin, OrtsWerte GmbH, Sempach
  • Markus Portmann, e4Plus AG, Kriens
  • Aschi E. Schmid, VIAPLAN AG Mobilität und Verkehr, Sursee
  • Muriel Bossart, Büro für Bauökonomie AG, Luzern
  • Vertreter Begleitgruppe Dorfkernentwicklung: Patrick Kaufmann, Daniella Truzzi, Andreas Leib, Markus Pirmin Roos, Sandra Hängärtner, Belinda Arnold, Heike Gail